Artikel KV Erfurt

5. Mai – Europäischer Protesttag für die Gleichstellung behinderter Menschen

Wenn ein Auto immer langsamer wird und irgendwann stehen bleibt, kann es, wenn es sich auf einem steilen Berg befindet, plötzlich anfangen rückwärtszurollen. So empfindet der 2. Vorsitzende der PIRATEN Erfurt seit einigen Monaten die Inklusion in Deutschland:

„Ich kann dazu viele Beispiele benennen. Zunächst muss man jedoch wissen, dass ohne Barrierefreiheit keine Inklusion möglich ist.“

„Als beispielsweise die BUGA in Erfurt geplant wurde, hieß es, dass alles nachhaltig für die Bürger gestaltet wird. Leider wurde unter anderem eine Asphaltdecke auf holprigem Kopfsteinpflaster zurückgebaut, weil es der Denkmalschutz so wollte.“

Noch ein Beispiel:

„Als ich im Dezember 2022 die Erfurter Messehalle zu einem Musik-Sitzplatzkonzert besuchte, wurde ich von einem Eingang zum anderen geschickt. Es gab nicht ein einziges Schild mit Hinweisen für Rollstuhlfahrer. Selbst für mich als Erfurter war das eine Überforderung. Der Grund für das Chaos war, dass eine tolle Rampe, die seit 1997 funktionierte, einfach weggebaut wurde – warum? Wir wissen es (noch) nicht. Und scheinbar sollen das die Menschen, die darauf angewiesen sind, auch nicht erfahren. Als ich dann mit meinem Elektrorolli zu meiner Sitzreihe kam, wurde mir gesagt, ich solle mich woanders hinstellen. Ich tat es, weil ich mich nicht vor der Veranstaltung auf eine Endlosdiskussion einlassen wollte. Letzlich stand ich an der Seite aufgereiht mit anderen Rollstuhlnutzern und empfand diese Art von Separierung nicht als Einziger als klare Diskriminierung!“

Und erst kürzlich kam es auf dem Erfurter Hauptbahnhof zu zwei schweren Unfällen, weil nacheinander und monatelang Aufzüge ausfallen, auf die Menschen mit körperlichen Behinderungen angewiesen sind. (siehe Beiträge vom 9.3. und 19.4.).

„Ein 84 Jähriger Mann mit Rollator verstarb sogar. Eine Frau verletzte sich bei einem weiteren Unfall schwer. Diese beiden Meldungen kamen auch als Nachrichten in die Öffentlichkeit. Was es jedoch nicht in TV und Zeitung geschafft hat ist, eine Rollstuhlfahrerin, die auf der Treppenraupe, die ‚großzügigerweise‘ von der DB für die monatelange Sperrung angeschafft wurde, nach hinten kippte und sich wehtat. Es kam auch zu einer Unfallanzeige an die DB. Ich gehe fest davon aus, dass die Dunkelziffer an Unfällen auf dem Hauptbahnhof weitaus höher ist bzw. jetzt in der Reisesaison noch deutlich steigen wird.“ Die Umsetzung von Inklusion von Menschen mit Behinderung kann nur gelingen wenn Alle mitmachen und sich z. B. an die UN-BRK halten und mit Betroffenen gemeinsam nach Lösungen suchen.